Als Gentrifizierung bezeichnet man eine Auswirkung sozialer Ungleichheit, in deren Zuge einkommensschwache Bewohner von einkommensstarken Bewohnern aus bestimmten Stadtteilen, meist in Innenstädten, verdrängt werden.
Außerdem wird der Begriff „Gentrifizierung“ zur Beschreibung der Verdrängung gewerblicher Nutzer durch andere Nutzungsformen verwendet.
Gentrifizierung wurde als Begriff in der Stadtforschung erstmals im Kontext der Verdrängung der Arbeiterschicht aus einigen Stadtteilen Londons in den 1960er-Jahre benutzt.
Später, hauptsächlich ab den 1980er-Jahren, errang dieser Terminus auch in der US-amerikanischen Stadtforschung Popularität, zuvorderst als Folge der Verdrängung vor allem hispanischer und afroamerikanischer Bevölkerungsgruppen aus Vierteln in der Nähe wirtschaftlich prosperierender Stadtteile.
Die Gentrifizierung hängt stark mit der Veränderung einer Gesellschaft weg von der Industrie- hin zur Dienstleistungsgesellschaft zusammen, da Dienstleistungen vorwiegend in Innenstädten angeboten werden.
In erster Linie unterscheidet man zwei Formen der Gentrifizierung: die Gentrifizierung von innen sowie die Gentrifizierung von außen.
Erstere wird größtenteils von Renovierungen und Modernisierungen durch Wohnungsinhaber angestoßen, die oft eine wohlhabende Klientel anziehen.
Die Gentrifizierung von außen geht dagegen von dem Zuzug dieser reicheren oder besser gebildeten Klientel aus.
Betroffen sind in beiden Fällen zumeist Innenstädte mit Altbaubestand.
Im Rahmen der Gentrifizierung deutscher Innenstädte sind oftmals verschiedene Phasen zu beobachten.
In der ersten Phase ziehen sogenannte Pioniere in die Gegend. Diese Pioniere sind selbst meistens nicht besonders wohlhabend.
Oft suchen sie gezielt nach günstigen Wohngegenden und kultureller Vielfalt, werten den Stadtteil anschließend aber mit der Eröffnung von Kneipen, Restaurants oder anderen Einrichtungen auf.
Dies zieht in der Folge erste sogenannte Gentrifizierer an. Diese sind in der Regel gut gebildete, relativ wohlhabende Menschen, die Potential in dem sich entwickelnden Stadtteil sehen.
Bemerken Immobilienmakler oder Banken den Zuzug dieser Klientel, beginnen erste Investoren die Wohnungen der Gegend zu modernisieren und die Mietpreise in die Höhe zu treiben.
In der dritten Phase ziehen mehr Gentrifizierer zu und die Mietpreise steigen weiter. Dadurch entstehen oft Konflikte zwischen Pionieren, die die günstige Wohngegend zu schätzen wussten, und den Gentrifizierern, die die Preise für Mieten und Dienstleistungen ungewollt in die Höhe treiben.
In der vierten und letzten Phase ziehen dann sehr einkommensstarke Haushalte zu, die bereit sind, für die sichere Kapitalanlage und die attraktive Umgebung hohe Preise zu zahlen.
Oft wird die Gegen dann selbst für Haushalte aus der Mittelklasse zu teuer. Experten sprechen dann von Hypergentrifizierung.
Diese Phasen ziehen sich oft über Jahre oder Jahrzehnte, sind also als eher abstraktes Konzept zu betrachten. Zudem gibt es in der Realität oft politische Interventionen, wie Mietpreisbremsen und Ähnliches.
In anderen Fällen fördert die Politik die Gentrifizierung zum Beispiel durch Subventionen oder Investitionen in die städtische Infrastruktur.
Auch die Errichtung von Luxuswohnungen oder Bürokomplexen treibt die Gentrifizierung häufig voran. Dies ergibt für Städte häufig Sinn, da so mehr Investoren angezogen werden können.
Die Gentrifizierung ist in erster Linie eine Folge gesellschaftlicher Ungleichheit. Einkommensschwache Haushalte werden aus begehrenswerten Wohnlagen verdrängt und in ärmeren Gegenden konzentriert.
Dort ist die Infrastruktur in der Regel schlechter, es werden weniger Dienstleistungen angeboten und die sozialen Kontakte dieser Menschen werden in der Folge oft auf Menschen in einer ähnlichen Lage begrenzt. Städte werden so sozial gespalten.
Die Folgen der Gentrifizierung könnten vorwiegend durch gezielte politische Eingriffe in den Wohnungsmarkt abgeschwächt werden.
Hierzu wären Maßnahmen wie Mietpreisbremsen, Maßnahmen gegen spekulative Immobilienkäufe sowie öffentlicher Wohnungsbau nötig.
Dies würde auf lange Sicht zu einer länger andauernden Vermischung von Menschen aus unterschiedlichen Einkommensklassen und so zu mehr Kontakt zwischen diesen führen.
Um diesen Effekt zu verstärken, könnten Events und Zusammenkünfte organisiert werden.
Zudem spielt das Zusammentreffen verschiedener Gesellschaftsschichten in Schulen eine große Rolle.
Hier sollten Klassenverbände gezielt durchmischt werden, um eine Annäherung von Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen sozialen Klassen zu vereinfachen. Im selben Zuge sollte die Einbindung der Eltern in die Schulbildung verstärkt werden.
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